Prinzip der optimalen Gestaltung von Belastung und Erholung
20. Januar 2021

Als Basismodell zur zeitlichen Beziehung von Trainingsbelastung, Ermüdung und folgender leistungssteigernder Erholung wird das sogenannte Superkompensationsprinzip verwendet. Dieser Lehrsatz beschreibt das optimale Verhältnis der Belastung (Intensität, Dauer, Umfang etc.) zur Erholung. Ist diese Relation zur einen oder anderen Seite hin ungünstig verschoben, kann der leistungssteigernde Effekte nicht oder nur sehr schleppend provoziert werden.

Nach dem Leitsatz der Superkompensation sinkt nach einem (stark) überschwelligen Trainingsreiz die Leistungsfähigkeit unter das Ausgangsniveau ab. In der auf die Belastung folgenden Erholung-, Regenerations- und Wiederherstellungsphase steigt sie an – sogar über das Ausgangsniveau hinaus (superkompensatorische Anpassung). Sollte allerdings die Erholungsphase zwischen den Einheiten (dauerhaft) zu kurz oder zu lang sein, kann der positive Effekt einer Leistungssteigerung nicht eintreten. Im Gegenteil, zu kurze Erholungsphasen erhöhen das Verletzungsrisiko und tragen zum Übertraining bei, zu lang gewählte Regenerationszeiten lassen die superkompensatorische Anpassung wieder auf das Ausgangsniveau oder sogar darunter fallen.

Aus dieser Erkenntnis kann folglich abgeleitet werden, dass der neue Trainingsreiz im Idealfall exakt zum Zeitpunkt der höchsten superkompensatorischen Anpassung gesetzt werden sollte. Dieser schwankt individuell zwischen 12 - 72 Stunden und hängt von etlichen Faktoren ab, z. B. Intensität, Umfang, Inhalt, Regenerationsfähigkeit etc.

Superkompensation

Abbildung 1: Verlauf der Leistungsfähigkeit nach einem überschwelligen Trainingsreiz (www.map-sports.de/superkompensation.html)


Wie schon das theoretische Konstrukt vermuten lässt und die Trainingspraxis bestätigt, ist es ein schwieriger und langwieriger Prozess den exakten Zeitpunkt der erneuten Reizsetzung zu finden. Die Tatsache, dass sich die einzelnen Systeme des menschlichen Körpers unterschiedlich schnell regenerieren und anpassen, erschwert den Findungsprozess enorm. Die folgende Übersicht zeigt die unterschiedlichen Regenerationszeiten der einzelnen Funktionssysteme.

Regenerationsprozesse.png

Abbildung 2: Regenerationsprozesse und -zeiten (www.vmrz0100.vm.ruhr-unibochum.de/spomedial/content/e866/e2552/e6/e6678/tabelle_regene_ger.jpg)

Neben dieser Individualität haben die Ernährung, trainingsbegleitende Maßnahmen, langjährige Erfahrung, ein gutes Körperbewusstsein, Fingerspitzengefühl und eine Menge Geduld entscheidenden Einfluss auf die bestmögliche Umsetzung dieses Prinzips. Letztendlich sollte nach heutigem Forschungsstand dieses Modell lediglich als Verständnishilfe genutzt werden, da es in der Wirklichkeit und somit in der Trainingspraxis niemals zu 100 % zu realisieren ist.